Erfolg für Palästina Aktivistin Yasemin Acar
Published on Fri May 24 2024ENGLISH BELOW
Pressemitteilung – Berlin, 24. Mai 2024
Das Landgericht Berlin hat zugunsten Yasemin Acar gegen den Tagesspiegel entschieden. Das Gericht hat eine einstweilige Verfügung verhängt, welche die Tageszeitung mit Sitz in Berlin zwingt, gleich mehrere Falschbehauptungen über die Aktivistin zurückzunehmen und zukünftig zu unterlassen. Yasemin hatte mit Unterstützung der Rechtsanwältin Ingrid Yeboah und dem ELSC gegen einen Anfang März erschienenen Artikel geklagt.
Rechtsanwältin Ingrid Yeboah kommentiert:
Bei dem Artikel handelt es sich um eine beschämende Diffamierung der Berliner Aktivistin und ihres Engagements gegen Rassismus und für Menschenrechte. Darin wurde die Aktivistin mehrfach falsch zitiert, ihre Aussagen und Sachverhalte grob verzerrt dargestellt und aus dem Kontext gerissen. So entstand ein Bild einer von Hass zerfressenen Extremistin, welches auf die Entwürdigung und Entmenschlichung der Aktivistin zielt.
Bei diesem Angriff auf Yasemin Acar handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Die im Artikel bedienten, rassistischen Klischees sind typisch für die Berichterstattung deutscher Medien. Insbesondere in den letzten Jahren wurde ein schockierendes Level an anti-palästinensischem Rassismus in deutschen Medien sichtbar. Dieser äußert sich, unter anderem, immer häufiger auch in verleumderischen Beiträgen. Diese zielen häufig auf die gesamte Palästina-solidarische Bewegung, bestimmte Palästina-solidarische Gruppen und auf einzelne Aktivist*innen ab.
Unter dem Schlagwort ”Israelhass” wird weder davor zurückgeschreckt Namen, Gesichter und Arbeitgeber der Aktivist*innen zu veröffentlichen, noch ihre Aussagen grob falsch wiederzugeben. Deutsche Medien gehen dabei zunehmend skrupelloser vor. Die BILD etwa veröffentlicht mittlerweile regelmäßig Listen, die in ihrer hemmungslosen Hetze an dunkelste Zeiten der deutschen Presse erinnern. Der Fall ist damit typisch für ein allzu oft vorkommendes Muster deutscher Medien. Das Kulturzentrum Oyoun setzte sich erst vor kurzem vor Gericht erfolgreich gegen die Diffamierungen des Tagesspiegel durch.
Karim Bohnhoff Advocacy and Communications Officer bei ELSC sagt:
Das häufig verwendete Label ”Israelhass” offenbart eine völlige Missachtung der Lebensrealität und politischen Anliegen palästinensischer, muslimischer oder rassifizierter Menschen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Mit dem Begriff “Israelhass” wird versucht jegliche Kritik an den systematischen Verbrechen an Palästinenser*innen durch den Staat Israel zu diffamieren. Scharfe Kritik an dem Völkermord an Palästinenser*innen, Protest und Solidarität sind legitim!
Ironischerweise hatte der Tagesspiegel Yasemin einst für ihr Engagement gelobt. Als überzeugte Antirassistin setzt sich Yasemin bereits seit Jahrzehnten unermüdlich für die Rechte aller Menschen ein. Sie ist besonders in der Geflüchtetenhilfe tätig. Zuletzt wurde sie für ihre Arbeit für die Rechte der Geflüchteten aus der Ukraine öffentlich gewürdigt. Vielen ist sie auch durch ihren Einsatz gegen Armut und Obdachlosigkeit bekannt.
Erst seit sie sich für Palästina einsetzt, wurde sie zur Zielscheibe der rassistischen Diffamierung durch deutsche Medien. Die Attacke auf Yasemin offenbart noch ein weiteres Problem deutscher Medien: struktureller Sexismus. Auffällig häufig richten sich entsprechende Hetzkampagnen gegen von Rassismus betroffene Frauen, insbesondere muslimische und arabische Frauen.
Und die Hetze bleibt nicht ohne Folgen: Yasemin erhält seit Monaten regelmäßig Morddrohungen und wird immer wieder verbal, aber auch physisch attackiert. Unter diesen Angreifern sind häufig auch Journalisten, welche Yasemin mit Kamera auflauern und versuchen, sie durch Beleidigungen und Handgreiflichkeiten zu provozieren.
Die Polizei weigert sich jedoch beharrlich, bei derartigen rassistischen Angriffen weiter zu ermitteln. Die deutsche Polizei selbst agiert zunehmend autoritär gegen Palästina Aktivist*innen. Das vollkommen rechtswidrige Vorgehen gegen die Palästina-Kongress hatte zuletzt internationales Aufsehen erregt. Vorangegangen war eine beispiellose mediale Hetze gegen die Veranstalter*innen, zu denen auch Yasemin gehört.
Es besteht kein Zweifel, dass deutsche Medien rassistische und autoritäre Tendenzen stärken und anfeuern. Sie schaffen so wesentlich ein Klima, in der rassistische Gewalt durch Staat und Rechtsradikale zunehmend eskaliert.
Trotz dieses gewalttätigen Klimas ließ sich Yasemin nicht einschüchtern und ging dagegen vor. Ihr Erfolg gegen den Tagesspiegel ist deshalb ein Erfolg für die gesamte Palästina-Solidaritätsbewegung. Er beweist einmal mehr, dass wir illegale rassistische Diskriminierung nicht dulden und uns erfolgreich wehren werden!
Für Presseanfragen an Yasemin Acar und ELSC wenden Sie sich bitte an Karim Bohnhoff: karim@elsc.support
Victory for Palestine Activist Yasemin Acar
Press release – Berlin, 24 May 2024
Berlin Regional Court has ruled in favour of Yasemin Acar against the Tagesspiegel.
The court issued a restraining order forcing the Berlin-based daily newspaper to remove and not publish again several false allegations about the activist. With the support of lawyer Ingrid Yeboah and the ELSC, Yasemin had taken legal action against an article published at the beginning of March.
Lawyer Ingrid Yeboah shares:
The article constituted a shameful defamation of the Berlin activist and her commitment against racism and for human rights. In the article, the activist was misquoted several times, her statements and political positions were grossly distorted and taken out of context. The result was an image of an extremist consumed by hate, aiming at ultimately degrading and dehumanising the activist.
This attack on Yasemin Acar is not an isolated case. The racist clichés used in the article are typical of reporting in German media. In recent years in particular, a shocking level of anti-Palestinian racism has spread in German media. Among other things, this is increasingly expressed in defamatory articles. These often target the entire Palestine-solidarity movement, certain Palestine-solidarity groups and individual activists.
Evoking the buzzword “Israelhass” (hatred of Israel), journalists do not shy away from publishing the names, faces and employers of activists, nor from grossly misrepresenting their statements. German media are becoming increasingly unscrupulous in their approach. BILD, for example, now regularly publishes lists that are reminiscent of the darkest times of the German press in their unrestrained agitation. The case is thus typical of an all too common pattern in the German media. Oyoun cultural center in Berlin was also recently defamed in the Tagesspiegel and successfully challenged the newspaper in court.
Karim Bohnhoff, Advocacy & Communications officer at the ELSC says:
The frequently used label “Israelhass” reveals a complete disregard for the lived reality and political aims of Palestinian, Muslim or racialized people, not only in Germany but worldwide. It is used in an attempt to silence criticism of the systematic crimes committed against Palestinians by the state of Israel. Sharp criticism of the genocide against Palestinians, protest and solidarity are legitimate!
Ironically, the Tagesspiegel once praised Yasemin for her commitment. As a staunch anti-racist, Yasemin has been tirelessly campaigning for the rights of all people for decades. She is particularly active in helping refugees. Most recently, she was publicly recognised for her work for the rights of refugees from Ukraine. She is also known to many for her work against poverty and homelessness.
It is only since she began campaigning for Palestine that she has become the target of racist defamation by the German media. The attack on Yasemin reveals yet another problem in the German media: structural sexism. Such smear campaigns are conspicuously often directed against women affected by racism, and particularly Muslim and Arab women.
And the incitement is not without consequences: Yasemin has been receiving regular death threats for months and is repeatedly harassed, verbally or sometimes physically. Journalists are often among these attackers, ambushing Yasemin with cameras and attempting to provoke her with insults and violence.
However, the police stubbornly refuse to investigate such racist attacks any further. The German police themselves are acting in an increasingly authoritarian manner against Palestinian activists. The completely unlawful action against the Palestine Congress recently caused an international stir. It was preceded by unprecedented media agitation against the organisers, including Yasemin.
There is no doubt that the German media strengthen and encourage racist and authoritarian tendencies. They are essentially creating a climate in which racist violence by the state and right-wing extremists is increasingly escalating.
Despite this violent climate, Yasemin remained undeterred and pushed back. Her success against the Tagesspiegel is a success for the entire Palestine solidarity movement in Germany. It shows we are able to successfully push back against anti-Palestinian media! We will not tolerate any further illegal racist discrimination!
For press inquiries to Yasemin Acar and ELSC please contact Karim Bohnhoff: karim@elsc.support